Text, Fotos: Vilsbiburger Zeitung, 08.06.2013, Dominik Altmann.

6000 Paneele für Strom aus der Sonne

Vilsbiburg kommt mit der Ost-Erweiterung des Bürgersolarfelds der kommunalen Energiewende wieder ein Stück näher.

Die Ost-Erweiterung des Bürger-Solarfelds wurde gestern offiziell eingeschaltet

Vilsbiburg. Vilsbiburgs Bürgermeister Helmut Haider drückte am Freitag einen roten Startknopf, um die Ost-Erweiterung des Bürgersolarfelds offiziell in Betrieb zu nehmen. Dort wurden bis Ende April 6 000 Solarpaneele aufgestellt, die Strom für die Stadt erzeugen. Insgesamt stehen auf dem Bürger- Solarfeld 20 000 Sonne-zu- Strom-Wandler, die von der Firma Gold Solarwind wurden nahe Thalham aufgestellt.

 

Werner Neumaier ist Organisator, Komplementär und geschäftsführender Gesellschafter des Stromerzeugungsfelds. Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatten er und Haider einen Großteil des Solarfelds in Betrieb genommen (die VZ berichtete). Insgesamt wird der Energie-Acker laut Vilsbiburgs Klimamanager Georg Strasser einen Stromertrag von rund fünf Millionen Kilowattstunden haben. Bürgermeister Helmut Haider fand, dass dies „ein stolzer Leistungsertrag" sei, denn das ermögliche, ein Drittel der Haushalte in Vilsbiburg mit Strom zu versorgen. Damit sei ein weiterer Schritt in Richtung Energiewende gemacht.

 

Grossansicht in neuem Fenster: Bürgermeister Helmut Haider drückte symbolisch den Startknopf zur offiziellen Eröffnung der Osterweiterung.Die Umwelt profitiert vom Solarfeld und auch für die Gesellschafter wird es sich rechnen. Die beteiligten Bürger erwartet eine Rendite von rund sieben Prozent. Die Finanzierung des Projekts ermöglichten 108 Bürger, die sich im Schnitt mit rund 13 350 Euro beteiligten. „Wenn es um Ökologie geht, dann sind unsere Bürger sofort dabei", freute sich Haider.

 

900 000 Euro aus Steuern

Doch auch die Stadt hat gut lachen: In den kommenden 20 Jahren erntet Vilsbiburg nicht nur Strom aus der PV-Anlage, sondern auch 900 000 Euro an Gewerbe- und Einkommenssteuer. Bevor das Einbringen dieses Ertrags möglich wurde, musste gesät werden. Klimamanager Strasser sagte, dass rund ein Viertel der Kosten in Höhe von 5,7 Millionen Euro über die Bürgerbeteiligung abgedeckt wurde und Dreiviertel über ein Darlehen der Sparkasse finanziert wurden. Das entspricht rund 1,44 Millionen Euro an Bürgerbeteiligung und rund 4,26 Millionen Euro an Darlehen. Die Zusammenarbeit von Bürgern, Kommune und auch konfliktfreie Einigkeit innerhalb des Stadtrats machten den Weg frei in Richtung dezentraler Stromerzeugung.

 

Grossansicht in neuem Fenster: Jonas, der Sohn des geschäftsführenden Gesellschafters, marschiert über das Bürger-Solarfeld bei Thalham.Die Klimakommune Vilsbiburg rückt der Energiewende ein Stück näher und hilft, mit dem Bürger-Solarfeld rund 3 000 Tonnen Kohlenstoffdioxid im Jahr einzusparen. Das entspricht laut Haider der Menge CO2, die ein Auto in die Luft bläst, dass 18 Millionen Kilometer fährt. Die Stadt ist weit fortgeschritten mit der dezentralen Stromversorgung für die Kommune. Acht Gigawattstunden Strom sind es, die innerhalb des Stadtwerkenetzes erzeugt werden. Wasserkraftwerke, Blockheizkraftwerke oder eben auch Photovoltaikanlagen tragen zur Energiewende bei. Der Bürgermeister hat aber noch Wünsche: Den von den Windrädern erzeugten Strom würde Haider gerne mit auf Vilsbiburgs Weg zur Energie-Autarkie mitnehmen. Trotz einiger Schwierigkeiten gibt Haider die Parole aus: „Wir werden auf jedem Fall weiter gehen." Vilsbiburg verdiene den Namen Klimakommune zurecht. Nicht nur durch die Montage der öffentlichen Photovoltaikanlagen. Die Erweiterung um 6 000 Paneele fand auf drei Hektar Ackerland Platz. Dort werden künftig wieder Wildblumen wachsen und das empfindet Haider als Aufwertung im ökologischer Hinsicht, von der auch Bienen profitierten. „Monokultur macht ihre Arbeit schwer", sagte der für die Planung der Flächennutzung verantwortliche Landschaftsarchitekt Helmut Wartner.

 

Die Paneele hatten bis zu 50 Arbeiter in vier Wochen aufgestellt. Die installierte Leistung, die von den Modulen weitergeleitet wird, beträgt 4,72 Megawatt. Bereits Ende April gingen die Sonne-zu- Strom-Wandler ans Netz. Rund fünf Millionen Kilowattstunden elektrischer Energie werden mittels 50 Kilometer Solarkabel und zehn Kilometer Wechselstromkabel in die Leitungen eingespeist. Haider stellte den Vergleich an, dass die Wechselstromkabel bis Velden und die Solarkabel gar bis in den oberbayerischen Wallfahrtsort Altötting reichen würden.

 

Eine Pilgerreise dorthin, um für genügend Sonne zu beten, wurde bei der Eröffnung der Ost-Erweiterung zwar nicht angedacht, aber die Geistlichen der Stadt, Michael Lenk und Siegfried Heilmer, erbaten göttlichen Segen für die Anlage. Der katholische Stadtpfarrer Heilmer machte klar: Ein Ende des Raubbaus an den Rohstoffen sei nötig und „durch Solaranlagen wie diese kann die Schöpfung bewahrt werden".

 

Info

Am 15. Juni finden am Klimaschutztag zwei Führungen am Solarfeld statt. Eine um 11 Uhr und die andere um 14 Uhr. Interessenten werden gebeten, sich bei Klimamanager Georg Strasser unter Telefon 08741-305 444 oder per E-Mail an klimaschutz@vilsbiburg.de anzumelden. Der Treffpunkt wird vom Stadtbad aus in Richtung Thalham ausgeschildert.

 

 

Grossansicht in neuem Fenster: Platz für eine blühende Natur ist zwischen den einzelnen Reihen der Solarmodule. Eine für den Standort typische Blumenmischung wurde eigens angesät.Strom aus der Heimat, direkt von der Sonne Vilsbiburg.

Die Anstrengungen der Stadt, unabhängigig zu werden von den großen Stromkonzernen und ihren Kraftwerken, die größtenteils auf fossile Energieträger angewiesen sind, haben viele Facetten. Bei der Nutzung der Windenergie setzt momentan noch die Bürokratie einen Hürde vor die Realisierung diverser Projekte, umso mehr Gewicht bei der Umsetzung der Energiewende vor Ort kommt deshalb der Photovoltaik zu. Dieser Strom von der Sonne kann in der Stadt nicht nur auf privaten Dächern „geerntet" werden, sondern wird auch in einer Freiflächen-Photovoltaikanlage produziert, deren zweiter Bauabschnitt am gestrigen Freitag offiziell in Betrieb genommen wurde.

 

Grossansicht in neuem Fenster: Stadtpfarrer Siegfried Heilmer und Pfarrer Michael Lenk beim Segen.(Foto: da)Dank dieser Anlage kann prinzipiell jeder Bürger über eine Beteiligung vom Sonnenstrom profitieren. Innerhalb kurzer Zeit war die Einweihung am Freitag übrigens bereits der zweite Festakt auf der Fläche: Ende November 2012 war der erste Bauabschnitt der Anlage offiziell in Betrieb genommen worden, auch damals schon mit beeindruckenden technischen Daten: Rund 1000 Haushalte können allein mit diesem Teil der Anlage dank rund 14 000 Solarpanelen auf etwa sieben Hektar mit Strom versorgt werden. Nunmehr ist die Fläche auf zehn Hektar angewachsen, die installierte Leistung beträgt 4,72 Megawatt, das deckt den Strombedarf von etwa einem Drittel der Vilsbiburger Haushalte. (-be-)Grossansicht in neuem Fenster: Auf der grünen Wiese: Aufbau der Gestelle für die Solarmodule.