Aktiv für das Passivhaus

Lengdobler

Referent Alfons Lengdobler konnte sein Publikum überzeugen – da er im dargestellten Passivhaus selber wohnt.

Der VHS-Vortrag zum Klimadialog Vilsbiburg war wieder gut besucht, dank der Aktualität des Themas: Passivhäuser – am besten in Holzbauweise. Architekt Alfons Lengdobler stellte das Objekt am eigenen Heim überzeugend vor, mit allen Besonderheiten, die das Wohnen darin im Alltag mit sich bringt. Diese Bauweise ist dreifach ein Gewinn für Bauherrn: für die eigene Klimabilanz, das tägliche Wohlbefinden und langfristig betrachtet auch wirtschaftlich. Die Stadt Vilsbiburg bezuschusst den Passivhausbau, zusätzlich zu Mitteln der KfW-Bank und baut den nächsten Kindergarten selbst nach dieser Bauart.

„Häuser sollen mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen.“ Mit diesem Aufruf des deutschen und international agierenden Energiepioniers Dr. Hermann Scheer startete Architekt Alfons Lengdobler aus Pfarrkirchen seinen bewegenden Vortrag. Schrittweise zeigte er die Entstehung seines eigenen Wohnhauses anhand von Baustellenbildern und ging auf die Besonderheiten in jedem Bauabschnitt ein. Zunächst müsse man bei der Planung den beheizten vom nicht beheizten Raum trennen, um dann die thermische Hülle des ersteren nach Passivhauskriterien und individuellen Vorlieben zu entwerfen. Ganz entscheidend wäre die relative Lage des Hauses nach Süden, da die Sonne als Heizquelle bestmöglich zu nutzen sei. Dies beeinflusse auch die Ausrichtung der Fenster und Anordnung der Räume im Haus. In diesem Zusammenhang appellierte der Architekt auch an die kommunale Bauplanung, um energiesparende und –erzeugende Häuser lagebedingt zu ermöglichen. Zum „Plusenergiehaus“ hat er sein eigenes Heim entwickelt, indem er neben einer Fotovoltaikanlage zur Eigenstromerzeugung auch thermische Solaranlagen, sowohl auf ein Zwischendach als auch auf eine Südfassade, gesetzt hat, um sowohl bei hoch- als auch bei flachstehender Sonne deren Kraft zu nutzen. Eine Besonderheit ist hier, dass er die sommerliche Wärme ins Erdreich unter dem Haus pumpt und dort für die kältere Jahreszeit speichert.

Lengdobler hat auf die technischen Variationen noch eins drauf gesetzt und sich ein ökologisch optimiertes „Wohlfühlhaus“ gegönnt. Zum einen nutzt er bei seinem Vollholzbau den heimischen und nachwachsenden Baustoff Holz, wo Kohlendioxid über das Wachstum gespeichert wird. Zum anderen ziert sein Eigenheim ein Gründach und macht es in der Siedlung zum echten Naturprojekt. Anhand von Berechnungen ging er auch auf die finanzielle Seite ein: Kurzfristig müsse man im Vergleich zum gesetzlich geforderten Stand nach Energieeinsparverordnung zwar rund 20 Prozent mehr investieren, je nach individuellen Wünschen, langfristig betrachtet wäre man mit einem Passivhaus aber auf der Gewinnerseite, dank der energetischen Einsparungen auf Lebenszeit.

Klimaschutzmanager Straßer bedankte sich bei Architekt Lengdobler für den fachlich und anschaulich beeindruckenden Vortrag und für dessen selbstlose Unterstützung bei seiner Suche nach einem geeigneten Architekten für den Achldorfer Kindergarten, der 2017 in Passivhausbauweise errichtet werden wird. Der Klimaschutzmanager verwies auf mögliche Fördermittel: Nicht nur die KfW-Förderbank bietet verschiedene Variationen von Zuschüssen und zinsgünstigen Darlehen, auch die Stadt Vilsbiburg unterstützt ihre Bürger. Nach einer kostenfreien Beratung von bis zu drei Stunden gibt es neben Zuschüssen für Fenster-, Dach- oder Außenwanddämmung auch einen konkreten Zuschuss für das KfW-Effizienzhaus 55, und damit auch für das Passivhaus, das diesem mindestens gleichwertig ist. Auch gibt es Firmen in der Region, die sich auf Holzbau spezialisiert haben und auch Passivhäuser errichten können. Straßer lädt Interessierte ein, Passivhäuser in der Region zu besichtigen und sich mit den Bauherren zu unterhalten, er stellt gerne den Kontakt her, auch zu Baufirmen.