Das Ziegelhaus: bewährt und innovativ zugleich

Das Ziegelhaus: bewährt und innovativ zugleich

Oliver Hartel vom Ziegelwerk Leipfinger Bader referierte über Energieeffizienz beim Hausbau.

Der VHS-Vortrag zum Klimadialog Vilsbiburg zeigte eine andere Form des energiesparenden Bauens. Architekt Dipl.-Ing. Oliver Hartel stellte die Vorteile der Massivbauweise vor und vermittelte das baubiologische Fachwissen anschaulich. Diese bewährte Bauweise hat sich die letzten Jahre deutlich weiter entwickelt, vor allem in Sachen Wärmedämmung, bedingt durch gestiegene Vorgaben der Energieeinsparverordnung. Die Stadt Vilsbiburg bezuschusst den Bau von Energieeffizienzhäusern, zusätzlich zur Förderung der KfW-Bank.

 

Seit 5000 Jahren errichten Menschen Gebäude mit dem ältesten Baustoff der Welt, dem Ziegel. Gefertigt aus Lehm und Ton ist der Ziegel auf Grund seiner natürlichen, mineralischen Rohstoffe ein reines und nachhaltiges Produkt aus der Region. „Was erwarte ich mir als Bauherr von einer Gebäudehülle“ stellte Referent Hartel die Frage in den Raum der Interessenten: „Stabilität, Schall- und Strahlenschutz, Brandschutz, Feuchteregulierung und Wärmedämmung.“ Bei letzterer könne der mineralische Baustoff wegen der technischen Weiterentwicklung zum Wärmedämmziegel mit Schichtbauweisen bezüglich der gestiegenen Anforderungen der Energieeinsparverordnung Schritt halten und hätte den Vorteil, zusätzlich als Wärme- oder Kältepuffer im Sommer zu fungieren, die Tages- und Nachttemperaturen ausgleichend. Neben dem Aufbau mit Luftkammern, die Wärme dämmen, können diese auch mit einem natürlichen Dämmstoff befüllt werden, um die Wirkung zu erhöhen. Die integrierte Dämmung dieser Baukörper ist wahlweise mineralisch oder aus reiner Holzfaser und sorgt dadurch in Kombination mit dem Ziegel für ein optimales Wohnklima hinsichtlich Feuchtigkeit und Temperatur. Entsprechendes gelte bei der Feuchteregulierung durch die diffusionsoffene Wirkung: Ziegel kann als Puffer Raumfeuchtigkeit vorübergehend aufnehmen und wieder abgeben oder über den Dampfdruck nach außen transportieren, da keine hemmende Folie verbaut ist. Selbst nach Überflutungen hätte man gerade Ziegelhäuser in den betroffenen Gebieten wieder trocken bekommen.

 

Stabil in der Form und flexibel in der Gestaltung

 

„Der Ziegel braucht keine stabilisierenden Verstrebungen, er ist selbsttragend“ erläutert der Architekt die bauphysikalischen Eigenschaften und ergänzt: „Hier sind Sie auch während der Bauphase noch beweglich in der Raumunterteilung oder bei Tür- und Fensteröffnungen, da keine Wände schon vorgefertigt angeliefert werden. Der gute Schallschutz hätte Vor- und Nachteile, denn man müsse schon vor die Tür gehen, um seine Nachbarn zu hören, gab Hartel schmunzelnd zu bedenken. Weil Ziegel mit den Rohstoffen Ton, Sand und Wasser aus der Region stammt, sind kurze Transportwege gegeben. Zudem kann beim Brennvorgang dank Wärmerückgewinnung die Abwärme zum Trocknen des Rohstoffs genutzt werden, was in Summe eine günstige Gesamtökobilanz bedeutet. In diesem Sinne beriet der Referent die interessierten Bauherrn, bereits bei der Planung der Häuser auf Energieeinsparung zu achten: Fenster sollten möglichst nach Süden ausgerichtet und ansonsten klein ausfallen, da sie flächenmäßig einen drei- bis vierfachen Wärmeverlust gegenüber der Mauer aufweisen. Wärmebrücken nach außen solle man am ganzen Haus vermeiden, bei Beton- und Stahlteilen oder Rollokästen, die man weitestgehend isolieren könne. Interessant war für die Zuhörer auch der Zusammenhang von Gebäudehülle mit der Wahl des Heizbrennstoffes. „Will man die Vorgaben der Energieeinsparverordnung einhalten, muss man beide als ein Gesamtpaket betrachten: Strom, Öl und Gas als Energiequelle weisen einen hohen Primärenergiefaktor auf und erfordern als Ausgleich eine deutlich höhere Dämmung der Außenwände“, gab Hartel zu bedenken. Umgekehrt könne man bei der Wandstärke sparen, entscheide man sich beim Brennstoff für Holz oder Solarwärme.

Klimaschutzmanager Georg Straßer verwies auf die Förderprogramme der Stadt zum Effizienzhaus und Sanieren sowie auf die kostenfreie Energieberatung der Stadt, Infos unter klimaschutz.vilsbiburg.de oder Tel. 08741/305-444.