Text und Foto: Vilsbiburger Zeitung, 02.06.2012, Harald Schwarz

Energiewende im Landkreis Landshut

Auf dem Dach der Stadthalle wurde eine Bürgersolaranlage installiert.

Dem Klimawandel Paroli bieten

Vilsbiburg ist die erste Klimakommune im Landkreis - Mit Hilfe der Bürger aktiv werden

Landkreis Landshut. Der Klimawandel ist die zentrale Herausforderung dieses Jahrhunderts. Erderwärmung, Hitzewellen, Sturm, Hagel und Starkregen zeugen davon, dass sich das Klima weltweit ändert. Mit den erneuerbaren Energien wie Sonne, Wind, Holz, Wasserkraft und Biogas kann man Kohlendioxid einsparen und somit den Klimawandel eindämmen. Vor allem in den Industrienationen geht es aber darum, Energie einzusparen. Einen Schritt in diese Richtung hat bereits Vilsbiburg gemacht. Als Klimakommune hat die Stadt unter tatkräftiger Mithilfe der Bürger ein Klimaschutzkonzept erarbeitet. "Damit wollen wir unsere Stadt klimafreundlich machen und ihr gleichzeitig ein hohes Maß an Lebensqualität verleihen", so Bürgermeister Helmut Haider.

 

Kommunaler Klimaschutz heißt auf die "drei Es" zu setzen: Energieeinsparung - Energieeffizienz - Erneuerbare Energien: Energie wird über eine Verringerung des Verbrauchs eingespart. Beispiele sind Vermeidung von unnötigem Licht oder Reduzierung von Verkehr. Eine höhere Energieeffizienz wird beispielsweise durch Kraft-Wärme-Kopplung, Wärmerückgewinnung oder technische Neuerungen zum Beispiel in energieeffizienten Geräten erzielt. Das heißt, der Bedarf wird verringert. Hinzu kommt der Ausbau der erneuerbaren Energien, um unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden. Das Ergebnis des Klimaschutzkonzepts ist der Masterplan für den Klimaschutz für Vilsbiburg und kein Gutachten für die Schublade - ein wortwörtlich integriertes und kommunales Klimaschutzkonzept.

 

Ende 2008 hatte der Stadtrat Vilsbiburg beschlossen, beim Projektträger Jülich den Antrag für ein Klimaschutzkonzept im Rahmen der Klimaschutzrichtlinie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) zu stellen. Zum 1. Juli 2009 kam dann der offizielle Förderbescheid. Damit war gewährleistet, dass die Aufstellung des umfassenden Klimaschutzkonzeptes finanziell gefördert wurde. "Diese Konzepte sollen Energie- und CO2-Bilanzen, Potenzialanalysen zur Minderung von Treibhausgasen, Maßnahmenkataloge sowie Zeitpläne zur Umsetzung umfassen. Förderfähig sind Sach- und Personalkosten externer Dienstleister. Die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes dauert in der Regel bis zu einem Jahr", heißt es dort.

 

Bereits am 19. November 2009 fand dann die offizielle Auftaktveranstaltung statt, die von den Fachbüros Green City Energy und Identität & Image organisiert wurde. Zweiter Bürgermeister Johann Sarcher betonte dabei die Notwendigkeit, rasch zu handeln, um den Anstieg der durchschnittlichen Temperatur auf zwei Grad zu begrenzen. Erst gab es einen kurzen Überblick über die Thematik und anschließend konnten auch die Bürger ihre Ideen für einen effektiven Klimaschutz in Vilsbiburg loswerden - aber auch, wo sie die größten Hürden sehen.

 

Konkret wurde es, als am 15. und 16. Januar 2010 die erste Klimaschutzkonferenz abgehalten wurde. Aufgeteilt in acht Themen-Tische hatten hier die Vilsbiburger Bürger die Möglichkeit, sich Gedanken über den Ist-Zustand beispielsweise bei Themen wie Verkehr und Mobilität, Einzelhandel und Dienstleistungen, Industrie und produzierendes Gewerbe, erneuerbare Energien, private Haushalte oder kommunale Liegenschaften zu machen. Anschließend wurde ein Szenario "Vilsbiburg 2025" entworfen.

 

Die Ideen wurden bei der Klimaschutzkonferenz II am 5. und 6. März 2010 vertieft und ausgewählte Leuchtturmprojekte ausgewählt. Beispiele dafür waren unter anderem ein Konzept für einen attraktiven ÖPNV, eine Art Klima-TÜV für Betriebe, eine kommunale Energieberatung, eine energieoptimierte Stadtentwicklung oder Fortbildungen zum Thema klimabezogene Erziehung. Auf dem so genannten Markt der Ideen am 13. April 2010 wurden die bisherigen Ergebnisse den Vilsbiburger Bürgern präsentiert und am Ende dieses Prozesses stimmte der Stadtrat dem Klimaschutzkonzept zu.

 

Dazu gehörte auch, dass ein Klimaschutzmanager eingestellt wird, der sich um die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes kümmern soll. Mittlerweile wurden bereits einige Projekte angestoßen und umgesetzt. So hat der Klimamanager Georg Straßer in diesem Jahr seine Arbeit aufgenommen (siehe eigenen Bericht). Bereits vor Fertigstellung des Klimaschutzkonzeptes hat die Stadt Vilsbiburg grünes Licht für einen großen Bürgerbeteiligungsfonds gegeben, da bisher große Teile des Photovoltaik-Potentials noch ungenutzt sind. Insgesamt wurden Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 500 Kilowattpeak auf der Stadthalle Vilsbiburg, dem Bauhof, der Kläranlage, dem Fachmarktzentrum, der Baugenossenschaft Vilsbiburg und einer Reithalle in Bodenkirchen errichtet.

Auch eine unabhängige Energieberatung wurde im Rathaus eingerichtet, und die erste Ausgabe des Klima-Infoblattes hat mittlerweile auch jeder Vilsbiburger Haushalt. Derzeit arbeitet Klimamanager Straßer an einem Projekt in Sachen erneuerbarer Energien.

 

Man sieht, es geht voran. Allerdings muss das Thema Klimawandel erst noch in die Köpfe aller Bürger; für ein gesundes Klima in der Stadt.