Text, Fotos: Vilsbiburger Zeitung, 22.05.2015 (Georg Soller).

Träger des Kulturpreises 2014 - Herbert Forster

Träger des Kulturpreises 2014 - Herbert Forster

Einen ganz besonderen Ort geschaffen

Kulturpreis 2014 an den Gründer des Theaterbrettls, Herbert Forster, verliehen

Vilsbiburg. Die Stadt Vilsbiburg hat am Mittwochabend Herbert Forster den Kulturpreis für das Jahr 2014 verliehen. Der Gründer und Intendant des Theaterbrettls wurde in der Aula der Mittelschule für seinen langjährigen Einsatz um das Theaterspiel sowie die Gründung des Theaterbrettls Vilsbiburg ausgezeichnet. Sein unruhiger Geist sei darauf gerichtet, den Bürgern der Stadt Impulse zu geben, die die Entwicklung der Stadt befördern, sagte der Laienspiel-Fachberater des Bezirks Niederbayern, Peter Glotz, in seiner viel gelobten Laudatio, und es seien noch viele Anstöße zu erwarten.

 

Das Theaterbrettl in der Unteren Stadt trägt seinen Namen ganz bewusst: Theater in einer kleinen Stadt wie Vilsbiburg bietet nicht nur Kultur und Unterhaltung, auch die Darsteller auf der Laienbühne erfahren, wie es ist, eine andere Rolle auszuprobieren. „Theater spielen ist eine einzigartige Möglichkeit, in die Qualität des eigenen Lebens zu investieren", sagte Herbert Forster in seiner Dankesrede.

 

Grossansicht in neuem Fenster: Bürgermeister Helmut Haider (rechts) gratulierte Herbert Forster zu dessen erfolgreichen Theaterprojekten.Es ist Forsters Verdienst, dass Zuschauer wie Darsteller regelmäßig die Möglichkeit der kulturellen Auseinandersetzung haben. Das Theaterbrettl wird von engagierten Laienschauspielern betrieben und bietet kluge Boulevard-Stücke. Damit sei es Forster gelungen, eine Brücke zu bauen, die nicht nur Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft einen Weg zu den Künsten eröffnet, sondern dort gleichzeitig einen Ort der Begegnung finden. Und ohne Forster gäbe es das Projekt Theaterbrettl nicht, um das die Stadt Vilsbiburg, wie Glotz sagte, von einigen anderen Städten sicher beneidet wird. Die Stadt selbst wisse den Wert dieses Projekts zu schätzen und fördere das Theaterbrettl mit jährlich 15 000 Euro. „Ich sage diese Summe gern noch einmal", sagte der aus Deggendorf stammende Laudator, „denn ich komme aus einer viel größeren Stadt und dort geht es um deutlich kleinere Fördersummen."

 

Glotz ließ noch einmal den Lebenslauf des Theatermanns Herbert Forster Revue passieren. 1988 wird er Mitglied beim Theaterverein Trauterfing, 1990, also vor 25 Jahren, macht er bereits mit seiner ersten Regiearbeit bei dem Thoma- Stück „Der Wittiber" von sich reden und legte auf dem Süßl-Hof in Maulberg den Grundstein für die bis heute anhaltenden Freilichttheater- Erfolge des Theatervereins. 2004 leitete er die groß angelegte Inszenierung des „Glöckner von Notre Dame" vor der Bergkirche, die zwar lang war, aber viele große Theatermomente enthielt. Mit seiner Bühnen- Adaption des Hugo-Stückes ersparte er dem Verein eine fünfstellige Summe an Lizenzkosten. Ganz nebenbei hat er damals auch noch das Kulturforum Vilsbiburg aus der Taufe gehoben.

 

Besucheransturm bei der „ganz heißen Nummer"

Seinem Wunsch, unter dem Dach des Theatervereins ein Komödientheater mit eigenem Budget zu betreiben, erfüllten die Vereinsgremien schließlich nicht mehr. Dank der guten Beziehungen zur Familie Schöx konnte er in den Räumen der früheren Discothek „Metropolis" das Vorhaben auf eigene Verantwortung beginnen, investierte eine deutliche fünfstellige Summe aus der eigenen Tasche und legte los. Mittlerweile kommen die Besucher aus einem Umkreis von 50 Kilometern, und die letzte Vorstellung vor der Sommerpause war innerhalb von 45 Minuten ausverkauft.

 

Grossansicht in neuem Fenster: Zahlreiche Besucher waren zum Festakt gekommen.Die Erfüllung des eigenen Traums, nach seiner Pensionierung Theater zu spielen, bescherte ihm eine neuerliche 60-Stunden-Woche: Bühnenbau, Inszenierung und Proben, Werbung und Finanzierung, Schauspielersuche und politische Gremienarbeit sind die neuen Aufgaben des früheren EDV-Spezialisten.

 

Mittlerweile steht die Infrastruktur im Grundsatz, jetzt geht es um die Spielplan-Erweiterung: Regionales Kabarett oder Improvisationstheater könnten beim Theaterbrettl Einzug halten, sagte Glotz. Denn es sei nicht die große Kunst, mit etwas anzufangen, „die größere Kunst besteht darin, aus diesem Anfang etwas zu machen, ihn fortzusetzen, weiterzuentwickeln mit beständig offenem Sinn für das Neue und dabei immer sich selber treu zu bleiben".

 

Das Forster dies im Sinn hat, ist für den Laudator unbestritten: „Ich bin sicher, wir haben von Herbert Forsters unruhigem Geist noch viele Anstöße zu erwarten. Er ist dabei ein nicht für jeden bequemer Partner, aber sein unermüdliches Wirken und manchmal auch seine Streitbarkeit sind stets darauf gerichtet, den Bürgern Vilsbiburgs Impulse und Anregungen zu geben, die die Entwicklung der Stadt befördern." Forster sei ein öffentlicher Mensch, und er sei offen. „Es bleibt nicht bei Gesprächen: Herbert Forster organisiert auch praktische Hilfe, sponsert Sozialprojekte." Das mache ihn glaubwürdig und authentisch: „Sein Lebenswerk wird Spuren in dieser Stadt hinterlassen", sagte Glotz, der seine Laudatio nicht als Nachruf zu Lebzeiten, sondern als offen für die Zukunft sehen wollte.

 

„Es ist ein schöner Moment gewesen, als ich vor einigen Minuten den Kulturpreis der Stadt Vilsbiburg erhalten habe", sagte Forster, der ausdrücklich darauf hinwies, dass der Grund für diesen Preis das Werk vieler Hände sei. Ohne die Unterstützung von vielen Seiten hätte das Projekt Theaterbrettl nicht realisiert werden können.

 

Forster wäre nicht Forster, wenn er nicht die Gelegenheit genutzt hätte, für sein Projekt weiter zu werben: „Wir brauchen Schauspieler", sagte er, vor allem Männer, die auf die Bühne drängen, seien rar. „Ich verspreche Ihnen: Was sie da für Ihr persönliches Leben herausholen, wiegt hundert Mal das auf, was Sie an Zeit investieren." Gleichzeitig kündigte er die Aktion „Vilsbiburg unterstützt sein Theater" an.

 

Musikalisch umrahmt wurde die kurzweilige Feier mit Theater- und Musicalmelodien vom Damen-Trio „Kir Royal" unter der Leitung von Gabi Jäckle-Mayr. Im Anschluss an den Festakt gab die Stadt einen Empfang zu Ehren des Kulturpreisträgers in der von Andreas Weichslgartner vom Mottinger Hof elegant aufgehübschten Turnhalle der Mittelschule.

 

 

Bild links oben

Bürgermeister Helmut Haider hat am Mittwochabend den Kulturpreis 2014 an Herbert Forster, den Gründer und Intendanten des Theaterbrettls Vilsbiburg, verliehen. Peter Glotz (links) schilderte in seiner mal humorvollen, mal sehr hintergründigen Laudatio die Motivation des zupackenden Theatermenschen Herbert Forster. Dazu spannte er einen großen Bogen vom Theater an sich über die Funktion des Regisseurs bis hin zum Wert einer lebendigen Kulturszene. Für Forsters Frau Silke gab es Blumen.

 

Bild rechts

Bürgermeister Helmut Haider (rechts) gratulierte Herbert Forster zu dessen erfolgreichen Theaterprojekten.

 

Bild links unten

Zahlreiche Besucher waren zum Festakt gekommen.