Text, Foto: Vilsbiburger Zeitung, 24.11.2014

„Wer weiter denkt - kauft näher ein"

Helmut Eiselsberg vom Ökosozialen Forum Oberösterreich und Anke Wehking von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.

„Wer weiter denkt - kauft näher ein"

Veranstaltung zum Marketing lokaler und regionaler Produkte

Vilsbiburg. Kurze Wege sind gerade bei der Vermarktung von Lebensmitteln angesagt. Die Stadt Vilsbiburg bietet Erzeugern aus Stadt und Land dabei ihre Unterstützung an: Ein Klimaschutz-Vortragsabend mit angeregter Diskussion zeigt Chancen für die Direktvermarktung durch Ansprechen aller Sinne auf. Ein neues Regionalportal ist jetzt online für alle Vermarkter und Verbraucher nutzbar.

 

Ihr müsst die Herzen eurer Kunden ansprechen", lautete das Credo von Helmut Eiselsberg, dem Hauptreferenten des Abends für Direktvermarkter. Der Obmann des Ökosozialen Forums Oberösterreich setzt auf strategisches Innovationsmarketing und fragte in die Runde: „Was ist eure größte Konkurrenz ?" Nicht pauschal „Discounter", sondern ganz konkret „Fertiggerichte" sei die Antwort und davon müsse man sich deutlich unterscheiden; nicht nur im Kernprodukt, sondern auch in dessen Darbietung „mit allen Sinnen".

 

Informationen ohne Emotionen sind wertlos

Da hier der Geruch am meisten bewirke, müsse der Direktvermarkter seine Kunden mit markanten Düften betören, wie von Brot, Honig oder Kräutern. Auch die Stimmung sei wichtig: „Wenn ihr gut drauf seid, springt der Funke auf die Kauflaune über", riet Eiselsberg und forderte sein Publikum spontan auf, ein Lied zu singen, um die Wirkung von Stimme und Stimmung zu erkennen. „Informationen ohne Emotionen sind für das Gehirn wertlos. Erfolg braucht Erlebnisse, die Körper, Geist und Seele ansprechen", fuhr er fort.

 

Veranstaltungen am Hof oder im Laden wie Verkostungen oder gemeinsames Kochen, müssten aber regelmäßig angeboten werden, um Wirkung zu zeigen und auch bewusst gemacht werden. „Was der Kunde nicht weiß, kann er auch nicht weitersagen", zielte der Referent auf die Multiplikatorwirkung der Mund-zu-Mund-Werbung ab. Im Klartext bedeute das, die individuelle Qualität der Erzeugnisse in Wort und Druck zu benennen und die Zeit während der Kundenpräsenz für die Vermittlung zu nutzen.

 

„Im Lebensmittelmarketing steht die sichere und nachvollziehbare - also regionale - Herkunft der Nahrungsmittel beim Verbraucher an erster Stelle, deutlich vor Bioprodukten", wusste Anke Wehking aus Kundenbefragungen. Die Beraterin der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft stellte die neue Internetplattform „Regionalportal" Schritt für Schritt vor. Sowohl Direktvermarkter von Lebensmitteln als auch Dienstleister vom Land können ihren Betrieb und ihre Produkte hier präsentieren. Auch jeder Bürger kann auf die Seite zugreifen und dort Produkte sowie Dienstleistungen aus der Region finden, diese sogar in „Paketen" nach Lust und Laune kombinieren, wie beispielsweise „Geräuchertes" mit „Urlaub auf dem Bauernhof" im „südlichen Niederbayern".

 

Das Klimaschutzreferat der Stadt Vilsbiburg verlinkt das Portal auf seiner Homepage und bittet alle Betriebe vor Ort, sich zu registrieren, um die Vermarktung anzukurbeln. Vor allem aber sollen mit dem Portal die Verbraucher über Angebote der Direktvermarkter in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft informiert werden. Teilnehmen können neben Direktvermarktern auch Initiativen und Anbieter von Seminaren, Führungen oder Veranstaltungen zum Thema Landwirtschaft. Die Anmeldungsunterlagen, weitere Informationen und Ansprechpartner finden sich unter www.regionales-bayern. de, auch Flugblätter liegen dazu im Foyer im Rathaus aus.

 

Der Anlass für das Sachgebiet Klimaschutz, sich für Direktvermarktung zu engagieren, liegt primär in der Energieeinsparung, bedingt durch kurze Transportwege, daher auch hier der Ruf nach Anbietern aus der näheren Umgebung. Für den Klimaschutz spielt aber auch der sozio-ökonomische Aspekt eine Rolle: „Sich der Herkunft der Nahrungsmittel besinnen und damit diesen Wert zu schätzen, bringt mit sich, dass bewusster konsumiert und damit auch weniger Abfall produziert wird", meint Klimaschutzmanager Georg Straßer, der die Vhs-Veranstaltungen zum Klimaschutz moderiert.

 

Zur weiteren Verbreitung möchte die Stadt neben der Verlinkung des Regionalportals auch eine Liste aller Direktvermarkter aus Vilsbiburg und Umgebung auflegen. Alle, die noch nicht bekannt sind beziehungsweise zur Veranstaltung nicht schriftlich eingeladen wurden, sollen sich bei Georg Straßer melden unter Telefon 08741-305444 oder klimaschutz@vilsbiburg.de.

 

Info

Der nächste Vortrag zum Klimaschutz ist am 3. Dezember um 19.30 Uhr in der Kolpinggaststätte zum Thema „Ökologisch bauen - zeitgemäß sanieren - gesund wohnen. Zimmerer Josef Vögl zeigt bei diesem Vortrag, was man mit Holz alles machen kann.

 

Bildunterschrift

Die Referenten zur Regionalvermarktung: Helmut Eiselsberg vom Ökosozialen Forum Oberösterreich und Anke Wehking von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.