04.11.2024

Flottweg-Vorstand im Gespräch mit Bürgermeisterin und Verwaltungsspitze

Informationsbesuch im Rathaus: Flottweg-Vorstand im Gespräch mit Bürgermeisterin und Verwaltungsspitze

Zu einem Informationsaustausch haben sich am Mittwoch Bürgermeisterin Sibylle Entwistle und Vertreter der Stadtverwaltung mit dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Kersten Link und dem Finanzvorstand Klaus Huber von der Flottweg SE getroffen. Dr. Link schilderte dabei die Herausforderungen, mit denen das weltweit agierende Unternehmen angesichts der zahlreichen internationalen Krisen konfrontiert ist. Gleichzeitig bedankte er sich für die offene Kommunikation und die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung.

 

Nach einem schwierigen Start ins neue Jahr ist bei dem Vilsbiburger Separationstechnikspezialisten im Frühjahr die Auftragslage sprunghaft angestiegen. Deshalb zeichnet sich Dr. Link zufolge jetzt ab, dass der Auftragseingang im Geschäftsjahr 2024 höher sein wird als erwartet. Beim Umsatz wird man wie geplant leicht unter dem sehr guten Vorjahr zurückbleiben. „Unser Geschäft ist sehr volatil geworden“, sagte Dr. Link. Denn Flottweg produziert seine Maschinen mit kundenspezifischen Trenntechnik-Lösungen nur auf Auftrag, und die Kunden waren aufgrund der deutlichen Zinssteigerung sowie der unsicheren Welt-Wirtschaftslage in den letzten beiden Jahren ausgesprochen zurückhaltend.

 

Aus diesem Grund musste Flottweg im ersten Quartal dieses Jahres alle Arbeitszeitmodelle bis hin zur Kurzarbeit ausnutzen, um die nicht vorhandenen Aufträge personell abzufedern. Ende März folgte dann übergangslos eine komplette Wende, „so dass jetzt wieder Überstunden gemacht werden“. Diese sprunghaften Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die Mitarbeiter seien Außenstehenden nur schwer zu vermitteln. Intern habe man sich aber ausführlich mit dem Betriebsrat abgestimmt und die Belegschaft kontinuierlich informiert.

 

Stabilität durch vielfältige Einsatzbereiche

86 Prozent seines Umsatzes macht die Flottweg SE mit Exporten ins Ausland. Dementsprechend haben die aktuellen geopolitischen Krisen unmittelbare Auswirkungen auf die Geschäftsbeziehungen. Vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine generierte Flottweg rund 10 Prozent seines Gesamtumsatzes in Russland. Dieses Geschäft sei wohl auf lange Sicht verloren, sagte Dr. Link. Weniger Sorgen mache ihm hingegen der Ausgang der US-Wahlen: „Unsere Leute vor Ort glauben nicht, dass sich die Wirtschaft entscheidend verändern wird“, erklärte Klaus Huber. Sollten die Republikaner gewinnen, könnte allerdings das Thema der steigenden Importzölle Auswirkungen haben. Das USA-Geschäft spielt eine signifikante Rolle beim Gesamtumsatz.

 

Die wirtschaftliche Stabilität von Flottweg liegt unter anderem auch darin begründet, dass die Trenntechnik-Anlagen aus Vilsbiburg in zahlreichen Bereichen der produzierenden Wirtschaft eingesetzt werden. Deshalb können spartenbedingte Auftragsschwankungen leichter ausgeglichen werden. Und auch hier gibt es immer wieder Überraschungen. Nachdem die Olivenernte im Jahr 2023 aufgrund der Trockenheit in Südeuropa sehr schlecht ausgefallen ist, setzte man in diesen Bereich keine hohen Erwartungen. Doch das Gegenteil trat ein: weil der Preis für Olivenöl drastisch angestiegen ist, orderten die Ölproduzenten neue, hocheffektive Maschinen, um das wertvolle Öl vollständig aus den Früchten separieren zu können.

 

Process-Center soll Ende 2025 fertig sein

Eine positive Entwicklung auch für die Stadt ist das im Bau befindliche Prozess-Center am Werk 2, das Ende 2025 in Betrieb gehen soll. Das 15-Millionen-Euro-Projekt dient dazu, gemeinsam mit den Kunden spezielle Trennprozesse zu entwickeln, die anschließend maschinell umgesetzt werden können. Diese Investition sei ein ermutigendes Zeichen für die ganze Wirtschaft der Stadt, sagte Bürgermeisterin Sibylle Entwistle. Sie hatte zuvor zusammen mit Regionalmanager Georg Straßer, Geschäftsleiter Sebastian Stelzer und Stadtkämmerin Nadine Eggl die großen Projekte zur weiteren Stadtentwicklung vorgestellt – die Sanierung der Vilstalhalle, die neue Musikschule mit dem neuen Kultursaal, den neuen Kindergarten Luzia oder die Planung der neuen Grundschule.

Er finde es großartig, sagte Dr. Link, wie die Stadt ihre Mittel einsetze, um attraktiv zu bleiben. Ein Unternehmen wie Flottweg sei darauf angewiesen, immer wieder neue Mitarbeiter zu finden, und da seien günstige Voraussetzungen wie ausreichend Wohnraum, Schulen, das sehr gute Krankenhaus und attraktive Freizeitmöglichkeiten sehr hilfreich.

 

Als wichtiges Element der Mitarbeiter-Akquise wurde schließlich noch die Ausbildungssituation besprochen. Flottweg hat in diesem Jahr die Zahl der Ausbildungsplätze weiter erhöht auf jetzt insgesamt 64 Lehrlinge, um auf diesem Weg gut ausgebildete Mitarbeiter zu bekommen. Aktuell beschäftigt Flottweg weltweit 1276 Mitarbeiter, davon 970 in Deutschland.

 

Flottweg-Vorstand im Gespräch mit Bürgermeisterin und Verwaltungsspitze

Flottweg-Vorstandsvorsitzender Dr. Kersten Link (vorne rechts) und Finanzvorstand Klaus Huber (links) mit Bürgermeisterin Sibylle Entwistle und (dahinter) Regionalmanager Georg Straßer, Stadtkämmerin Nadine Eggl und Geschäftsleiter Sebastian Stelzer.