Träger des Kulturpreises 2005 - Stefan Betz und Thomas Blieninger

Träger des Kulturpreises 2005 Stefan Betz und Thomas Blieninger

Von links: Laudator Georg Soller, Thomas Blieninger, Stefan Betz, Erster Bürgermeister Helmut Haider

"Grenzverkehr"-Macher erhielten Kulturpreis 2005 der Stadt Vilsbiburg

 

Der Erfolg des "Bayerischen Kuriosums"

 

(Vilsbiburger Zeitung, 17.07.2006, Bernhard Beez)


Produzent Tom Blieninger appellierte an die anwesenden Stadträte: "Nutzt die Chance!"

 

 

Vilsbiburg. "Dieser Film hat den Leuten hier das Gefühl gegeben, Teil einer Gegend zu sein, auf die und auf deren Menschen man stolz sein kann." 13 000 Besucher haben ihn im vergangenen Jahr allein im Vilsbiburger Lichtspielberg gesehen und machten ihn damit zum besucherstärksten Film des Jahres 2005. Die Rede ist nicht von großen Hollywood-Streifen wie Harry Potter oder Star Wars, sondern von "Grenzverkehr", dem Erstlingswerk von Regisseur Stefan Betz und Produzent Thomas Blieninger. Angesichts dieses unerwarteten Erfolges war es nur folgerichtig, dass die beiden "Grenzverkehr"-Macher am Freitag am Montgelas-Gymnasium mit dem Kulturpreis 2005 der Stadt Vilsbiburg ausgezeichnet wurden. "Eine vortreffliche Wahl", meinten übereinstimmend Bürgermeister Helmut Haider, Laudator Georg Soller und, mit einem schelmischen Grinsen, Preisträger Stefan Betz. Die Veranstaltung wurde umrahmt von der Bläsergruppe des Maximilian-von-Montgelas-Gymnasiums unter der Leitung von Engelbert Strake.

 

 

"Darf man an eine leichte Sommerkomödie einen Kulturpreis verleihen", fragte Georg Soller, Leiter der Stadtredaktion der Landshuter Zeitung , zu Beginn seiner pointiert und kurzweilig vorgetragenen Festansprache. Diese Fragestellung rühre vor allem daher, dass das Kino immer noch mehr der Unterhaltung zugerechnet werde denn dem klassischen kulturellen Bereich. Dennoch sei das Ergebnis der Jury in der Öffentlichkeit auf eine breite Zustimmung gestoßen: "Von allen Seiten hieß es: Das ist ja eine schöne Entscheidung", sagte Soller.
"Grenzverkehr" avancierte, wie der Laudator allen Anwesenden in Erinnerung rief, schnell zum Überraschungserfolg des vergangenen Kinojahres. 35 000 Besucher strömten allein am ersten Wochenende in die Lichtspielhäuser und verhalfen dem Film damit auf Platz zehn der bundesweiten Kinohitparade - dies war umso erstaunlicher, als "Grenzverkehr" zunächst ausschließlich in Bayern zu sehen war, und veranlasste damals sogar den "Spiegel" zu einer Meldung mit dem Titel "Bayerisches Kuriosum".
Als das Werk von Stefan Betz und Thomas Blieninger dann doch noch den Sprung jenseits des Weißwurst-Äquators schaffte, waren die Kritiken ebenfalls sehr wohlwollend. Die "Hamburger Morgenpost" sprach von einem "erfrischenden Kinovergnügen aus Bayern" und das "Hamburger Abendblatt" urteilte, dass "Grenzverkehr" alles andere als eine langweilige "American Pie"-Variante sei. Die guten Beurteilungen verfehlten ihre Wirkung nicht, 140 000 Kinobesucher entschieden sich bislang für den Film "Grenzverkehr".
Georg Soller, der den beiden Preisträgern bereits bei ihren ersten filmischen Aktivitäten im Jahre 1993 mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatte, blickte mit Schmunzeln auf diese "chaotische Zeit" zurück. Stefan Betz und Thomas Blieiniger hätten sich, entgegen aller gutgemeinter Ratschläge, mit ihrer allerersten Filmarbeit "Babylon Niederbayern" derart übernommen, dass sich die Dreharbeiten um Monate verzögert hätten und die Darsteller noch im November in Sommerkleidung schlotternd ihren Text aufsagen mussten. Auf die Zwischenfrage, ob er sich heute noch einmal an ein derartiges Projekt heranwagen würde, antwortete Stefan Betz trocken: "Ich bin doch nicht total wahnsinnig!"
Anschließend wurde, wie Soller weiter ausführte, die Sache immer professioneller und ernster angegangen. Es folgten die Filme "Harmageddon", ein Dracula-Stummfilm sowie der Kurzfilm "Sommergeschäfte", der einige Festivalpreise sowie das Prädikat "wertvoll" erhielt. Als willkommene Auflockerung wurden einige lustige Passagen aus "Sommergeschäfte" auf der Leinwand gezeigt.
Die beiden Filmemacher würden sich, so Soller, optimal ergänzen: "Tom und Stefan sind wie ein altes Ehepaar." Betz sei der kreative Ideenlieferant, der "schon immer ein gutes Gefühl für Pointen hatte". Blie ninger dagegen pflege gern Kontakte und vermarkte die Geschichten - "alles Dinge, die Stefan furchtbar anstrengend findet". Deshalb, sagte Soller, sei es eine richtige Geste, dass bei der Verleihung des Vilsbiburger Kulturpreises Kopf und Bauch des "Projekts Grenzverkehr" gleichmäßig bedacht wurden. "Stefan Betz und Thomas Blieninger sind zwei würdige Preisträger", schloss Soller seine Ausführungen.
Anschließend blieb es Bürgermeister Helmut Haider vorbehalten, den Kulturpreis, bestehend aus einer Urkunde, einer in Vilsbiburgs Partnerstadt Buja angefertigten Medaille, sowie einer Prämie in Höhe von 1000 Euro, zu überreichen. Haider würdigte dabei die Verdienste der beiden Preisträger rund um das kulturelle Leben in Vilsbiburg und meinte: "Mit diesem Kinofilm wurde die hiesige Kultur wieder um eine Facette reicher."
"Grenzverkehr"-Produzent Thomas Blieninger nutzte die Gelegenheit, in seinen Dankesworten einen eindringlichen und leidenschaftlichen Appell in Richtung der zahlreich anwesenden Vilsbiburger Stadträte zu richten. Die Neugestaltung des Stadtkerns sei ein Thema, das auch dann noch sehr viel prägender und langfristiger identitätsstiftender für das Leben in Vilsbiburg sein werde, wenn "Grenzverkehr" schon lange vergessen sei. "Es ist viel schief gelaufen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnte", sagte Blieninger. Viele gesellschaftliche Zentren wie das alte Kino, die Wirtshäuser oder auch die frühere Brauerei seien verschwunden.
In diesem Zusammenhang sprach sich Thomas Blieninger eindeutig gegen die Errichtung eines großen Warenhauses auf dem Haslbeckgelände aus. "Ein Riesen-Supermarkt soll das Heil bringen?", fragte er die Anwesenden. Das Schlimmste, was jetzt passieren könne, wäre, wenn nur nach dem momentanen Volumen des Stadtsäckels entschieden werde. "Es würden damit auch die letzten Überbleibsel Vilsbiburger Lebensqualität verkauft", sagte Blieninger, und beschwor die Verantwortlichen eindringlich: "Es gibt nur diese eine Chance. Diese muss jetzt genutzt werden!"